„Wir standen vor der Entscheidung, den Verkauf zu akzeptieren – oder erwachsen zu werden und mitzubieten“, sagt Mario Husten, einer der Geschäftsführer des heute Holzmarkt genannten Areals. Eine Schweizer Pensionskasse griff dem Kollektiv unter die Arme, erwarb das Grundstück und schloss mit der Genossenschaft einen Erbbaurechtsvertrag über 75 Jahre. Inzwischen wurde auf der Fläche ein urbanes Dorf mit Café, Restaurant, Kita, Ateliers und Werkstätten errichtet. Es gibt den Veranstaltungsraum Säälchen und das Kater Blau, den mittlerweile dritten Club der Bar-25-Macher.
Von den bunten Holzhäusern über den Marktplatz mit Dorfeiche und Sandkasten bis zur Dekoration ist alles selbst gebaut. „Wir versuchen nicht, schnell und alles endgültig zu bauen, sondern einen schönen Ort zu schaffen und ihn wachsen zu lassen“, sagt Husten. Das Areal solle sich immer wieder neu erfinden können. „Die Motivation dahinter ist, Berlin als lebenswerte Stadt zu gestalten“, sagt er. Er und die mehr als 200 Mitarbeiter wollen zudem beweisen, dass Wohnqualität nicht gegen Clubsound ausgespielt werden muss.
Viele Berliner Clubs mussten inzwischen nämlich schließen. Wo früher der Tresor war, steht heute die Mall of Berlin. Das Ostgut wurde abgerissen, um Platz für ein Parkhaus zu machen. Nachdem der Festsaal Kreuzberg in der Skalitzer Straße abgebrannt war, wollten die Betreiber ihn an gleicher Stelle wieder errichten, der Hauseigentümer bevorzugte den Bau eines Bürogebäudes. Klub der Republik und Kater Holzig mussten Eigentumswohnungen weichen. Ein Problem für eine Stadt, deren Partykultur längst ein Wirtschaftsfaktor und Touristenmagnet geworden ist.
Das Clubsterben
Um das Clubsterben immerhin zu verlangsamen, hat die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe gemeinsam mit der Clubcommission Berlin 2018 einen Lärmschutzfonds in Höhe von 1 Mio. Bis zu 50 000 Euro können Clubs für die Schallisolierung beantragen – vorausgesetzt, sie halten die Lärmschutzvorschriften schon jetzt ein. «Viele Clubs sind nicht auf Gewinn aus, sondern versuchen in erster Linie, ein Einkommen zu erwirtschaften, um damit wiederum ihre Projekte zu finanzieren», sagt Lutz Leichsenring, Sprecher der Clubcommission. Nicht alle sind vom Wehklagen der Clubs überzeugt.
«Das ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Berlin», sagt FDP-Mann Luthe.